Virenmanipulation. Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los!

Virenmanipulation. Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los! Der Zauberlehling (F.Barth 1882), WikiMedia

Der Hilferuf von Goethes Zauberlehrling, der ohne seinen Meister ungebändigte Kräfte entfesselte, steht auch für unsere moderne Wissenschaft, deren Jünger in die Schöpfung eingreifen, sie nach Belieben verändern oder sich gar mühen neue Wesen (Chimären) zu erschaffen.

Da die so wichtige Frage nach dem Ursprung des Corona-Virus immer noch nicht eindeutig geklärt ist und alles dafür spricht, dass eine vollständige Aufklärung in dieser Sache mit großem Aufwand weltweit verhindert wird, ist es an der Zeit, auf eine Angelegenheit aufmerksam zu machen, die in unmittelbaren Zusammenhang mit SARS-CoV-2 steht. Es geht um ein Forschungsvorhaben, genauer um Bio-Engineering von Coronaviren aus vorpandemischer Zeit.

Im Jahr 2018 reichte die EcoHealth Alliance (EHA), ein gemeinnütziges US-Forschungsunternehmen, bei einer Unterorganisation des Verteidigungsministeriums (Defense Advanced Research Projects Agency -DARPA) einen Projektzuschussantrag über 14 Millionen US-Dollar ein (1). Der Name des auf drei Jahre angelegten Projektes lautete DEFUSE: Defusing the Threat of Bat-borne Coronaviruses, also die Entschärfung der Bedrohung durch von Fledermäusen übertragene Coronaviren. Scheinbar eine lautere Absicht.

Das Team würde die "virale Evolution und das Risiko des Übergreifens" von SARS-verwandten Fledermaus-Coronaviren untersuchen, indem es Viren aus Höhlen in Yunnan, China, sammelt und Experimente durchführt, bei denen hybride, im Labor hergestellte Fledermaus-Coronaviren an Mäusen getestet werden, die mit menschlichen Rezeptoren ausgestattet sind.

Begründet wurde die Notwendigkeit solcher Projekte bislang mit der Aussage, dass man weder vorhersagen könne, ob etwas Bedrohliches auf natürliche Weise entsteht, noch wann und wo es auftauchen wird. Angesichts dieser Unwägbarkeiten könne die Erzeugung eines potenziell gefährlichen Virus im Labor wichtige Informationen und Erkenntnisse liefern.

Weil aber das Auskommen solcher Forschung oft nicht absehbar ist und mitunter ein beachtliches Gefahrenpotential birgt, hatte die Regierung die Unterstützung solcher Gain of Funktion-Projekte schon 2014 ausgesetzt. Nichtsdestotrotz wurde diese Pause schon 2017 wieder beendet mit der Auflage an das US-Gesundheitsministerium, eine Risiko-Nutzen-Bewertung der Forschung von potenziellen Pandemieerregern durchzuführen. Hier wurden die Forschungsrichtlinien aber nicht klar definiert und boten genügend Spielraum für eigentlich Verbotenes.

Ein Abschnitt des EcoHealth-Antrags aus dem Jahr 2018 befasste sich mit der Suche nach sogenannten "Furin-Spaltstellen". Bei SARS-CoV-2 ermöglicht eine Furin-Spaltstelle, dass sein Spike-Protein von dem im menschlichen Atemwegsgewebe vorhandenen Furin-Enzym geschnitten werden kann, wodurch das Virus besser in der Lage ist, Zellen zu infizieren als andere Viren ohne diese Eigenschaft. Die Furin-Spaltstelle ist ein entscheidender Unterschied zwischen dem COVID-19-Virus und seinen Verwandten, einschließlich SARS-CoV, dem Virus, das 2003 für den Ausbruch dieser Atemwegserkrankung verantwortlich war. Das Vorhandensein dieser Besonderheit im neuartigen Coronavirus wird von einigen Wissenschaftlern, wie z.B. Prof. Wiesendanger (2) als Beweis für den Laborursprung des Virus angesehen.

Das Projekt wurde aus verschiedenen Gründen nicht gefördert, jedenfalls nicht vollständig. Dennoch existieren ähnliche Projekte, z.B. am Wuhan Institute of Virology. Es gibt also ein anhaltendes Interesse von Wissenschaftlern an der menschengefährdenden Veränderung von Viren zur Vorhersage von Pandemieerregern.

Wir müssen uns doch fragen, ob es nicht weniger risikoreiche Möglichkeiten gibt, Pandemien zu verhindern, als über die Erforschung der Funktionsfähigkeit und Manipulation von Krankheitserregern. Viele Krankheitserreger, die Ausbrüche beim Menschen verursachen können, stammen von Tieren, und die Überwachung von Wild- und Haustieren auf Anzeichen von Krankheiten ist eine Möglichkeit, statt durch risikoreiche Gain-of-Function-Forschung ein potentielles Risiko abzuschätzen.

Man muss schon recht blauäugig sein oder bewusst übersehen, dass mitunter skrupellose Macher ihre Finger im Spiel haben, wo all zu oft gute Absichten erklärt werden. Die Antragsteller täuschten DARPA über die Risiken für die Öffentlichkeit. So behaupteten sie z.B. im Abschnitt "Risiken für die Allgemeinheit", dass die vorgeschlagenen Arbeiten ein minimales Risiko für die Öffentlichkeit darstellen, da die Probenahmen in der Nähe der Höhlen und nicht in bevölkerungsreichen Gebieten durchgeführt werden. Und, dass das Team über umfangreiche Erfahrungen verfüge (1/D1, S.35).

Auf der einen Seite bieten sie die Identifizierung und Auswahl von SARS-r-CoVs mit dem höchsten Risiko, die Konstruktion chimärer CoVs, sowie serielle Übertragung mit transgenen hACE2-Mäusen und Einfügung von an den Menschen angepassten Spaltstellen an, ignorieren aber anderseits die Risiken eines Laborunfalls. Dabei waren doch die Risiken schon hinreichend bekannt durch die Laborforschung an SARS-r-CoV und MERS-r-CoV und deren Ausbrüche. Die gerufenen Geister sind nun da, die Frage ist, wie wir den ganzen Spuk beenden. Der sofortige Stopp der Gain-of-Function-Forschung wäre ein Anfang!

Gerade hat ein deutscher Molekularbiologe und Genetiker ein Buch zum Virusursprung geschrieben:

Günther Theißens: Das Virus – Auf der Suche nach dem Ursprung von Covid-19. Er hat noch keine abschließenden klaren Antworten zum Ursprung, aber entscheidende Fragen zur Aufarbeitung und er zeigt die akuten Schwachstellen unserer Wissenschaftskultur, der Medienlandschaft und der internationalen Politik in diesem Zusammenhang auf.(3)

Quellen und Verweise:
(1) https://drasticresearch.files.wordpress.com/2021/10/preempt_hr00111880017_notes_v1_b-1.pdf
(2) www.blautopf.net Der Krimi geht weiter: SARS-CoV-2 aus dem Labor oder natürliche Herkunft?
(3) https://www.westendverlag.de/buch/das-virus/

 


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