Die Stromversorgung in Deutschland ist sicher – auch ohne Atomkraftwerke!

Die Stromversorgung in Deutschland ist sicher – auch ohne Atomkraftwerke! Bild von music4life auf Pixabay

Um der aktuellen Panikmache bezüglich Strom-Blackouts und dem AKW-Revival in Deutschland entgegen zu wirken, weisen wir hier auf eine gründliche Analyse des sogenannten Stresstests hin, der trotz Mängel belegt, dass die Stromversorgung in Deutschland auch ohne Atomkraftwerke gesichert ist.

Armin Simon von dem Verein .ausgestrahlt verdanken wir diesen wertvollen Beitrag. Vielen Dank dafür!

Falscher Stress

(Dieser Text basiert auf einem im .ausgestrahlt-Magazin 56 – Okt./Nov./Dez. 2022 – erschienenen Artikel; letztes Update der Online-Version am 28.10.2022.)

Der „Stresstest“ der Stromnetzbetreiber soll als Begründung für „Einsatzreserve“ und Weiterbetrieb der AKW herhalten. Tatsächlich zeigt er: Die Stromversorgung in Deutschland ist sicher, auch ohne Atomkraftwerke.

Anfang September haben die Übertragungsnetzbetreiber den sogenannten Stresstest veröffentlicht. .ausgestrahlt hat dessen Annahmen und Ergebnisse unter die Lupe genommen. Verschiedene Faktoren führen dazu, dass der Stresstest die Versorgungslage als kritisch darstellt, obwohl sie es nicht ist, und zudem die Rolle der AKW überschätzt:

  • veraltetes Netzmodell
  • unvollständige Kraftwerksliste
  • falsche Annahmen zur AKW-Verfügbarkeit

Darüber hinaus blendet der Stresstest die zahlreichen Risiken und Gefahren der AKW komplett aus.

Trotz dieser Fehler zeigt der Stresstest, dass die AKW in der aktuellen Krise nicht weiterhelfen. Es gibt genügend Strom – O-Ton Robert Habeck:

„Wir haben kein Strommengenproblem, sondern ein Netzstabilitätsproblem.“

Dieses angebliche Netzstabilitätsproblem tritt aber in Situationen auf, in denen nicht zu wenig, sondern sehr viel Strom im Angebot ist – weil der Markt Netz- und Exportkapazitäten annimmt, die in der Realität nicht vorhanden sind. Hier hilft nur ein Anpassen des Marktes an die Physik. Möglichkeiten hierfür bietet beispielsweise Artikel 16 EU-Elektrizitätsbinnenmarktverordnung.

Auch angesichts der europäischen Situation – z.B. der massiven AKW-Ausfälle in Frankreich – gilt:

Für mehr Stromexport braucht es mehr Leitungen, nicht mehr Kraftwerke. Auf die verbrauchte Gasmenge und die Strompreise haben die AKW ohnehin keinen relevanten Einfluss – laut Stresstest würde ein Weiterbetrieb den deutschen Gasverbrauch um weniger als 0,2% reduzieren.

Fragen und Antworten zum Stresstest 2.0 – Weiterlesen auf .ausgestrahlt

Verweise:
Telepolis • Deutsche Atomkraftwerke für die Energieversorgung unnötig
Blautopf • Streckbetrieb – Vorrunde zum Revival?

Protestaktionen

  • Anti-Atom-Demo zum AKW Neckarwestheim am 6.11. (Programm)
  • Am Freitag, den 11.11.2022, will der Bundestag die Laufzeitverlängerung der drei letzten laufenden AKW beschließen. Aus diesem traurigen Anlass ruft .ausgestrahlt zu einer Protestaktion vor dem Reichstag auf, um deutlich zu machen: Ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke? Gefährlich und Überflüssig. Stoppt den Unsinn! (Weitere Infos)

Stromsperre droht – Was tun?

Auch wenn die Atomstromversorgung hierzulande sicher ist, besteht für Privathaushalte aufgrund der Preissteigerungen und trotz angekündigter Preisdeckelung die Gefahr, dass Stromrechnungen nicht mehr gezahlt werden können und infolgedessen der Strom abgestellt wird. Erschreckender Weise werden Stromsperren in Deutschland in rund 300.000 Fällen pro Jahr verhängt, denn ein Grundrecht auf Energieversorgung gibt es in Deutschland nicht. 

Hier können Sie nachlesen, wann Energieversorger den Strom abstellen dürfen, und im Falle eines Härtefalles empfiehlt sich die Kontaktaufnahme zur Schlichtungsstelle Energie in Berlin.

Sie ist ist eine unabhängige und neutrale Einrichtung zur Schlichtung von Konflikten zwischen Verbrauchern und Energieversorgungsunternehmen. Sie wird gemeinsam getragen vom Verbraucherzentrale Bundesverband und den Verbänden der Energiewirtschaft. Das Schlichtungsverfahren ist für Privathaushalte kostenfrei.

Adresse:

Schlichtungsstelle Energie e. V.
Friedrichstraße 133
10117 Berlin

+49 (0) 30 / 27 57 240 - 0

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www.schlichtungsstelle-energie.de

 


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