Amis über Nahost-Politik gespalten

Abraham-Abkommen sollte sunnitische und schiitische arabische Staaten spalten Abraham-Abkommen sollte sunnitische und schiitische arabische Staaten spalten Josef Müller auf Pixabay.com

Wie die Präsidenten Trump und Biden den Krieg im Nahen Osten verursacht haben und warum die Hamas Israel am 7. Oktober 2023 angegriffen hat.

Kurz vor der Hamas-Invasion in Israel am 7. Oktober 2023 ergab eine Umfrage von Quincy Institute/Harris Poll noch am 13. September, dass die Amerikaner mehrheitlich einen Verteidigungspakt mit Saudi-Arabien ablehnen. Rund 55 Prozent der Amerikaner würden dieses „Abraham-Abkommen“ zwischen den USA und Saudi-Arabien ablehnen, das diplomatische Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel im Austausch für die Verpflichtung der Vereinigten Staaten zur Verteidigung Saudi-Arabiens im Falle eines Krieges vorsieht, so das Ergebnis der Umfrage. Da die Mehrzahl der Deutschen über das sogenannte „Abraham-Abkommen“ wenig bis gar nichts weiss, sie also vom Ausbruch des Krieges völlig überrascht wurden, hier erst einmal einige Informationen zur Strategie der US-Nahostpolitik.

Die USA streben seit Donald Trumps Präsidentschaft eine Vereinbarung mit Saudi-Arabien an, das die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel normalisieren soll. Als Teil des Abkommens wollen die USA mit Saudi-Arabien einen Verteidigungspakt abschließen, demzufolge die USA das Land im Kriegsfall mit eigenen Truppen verteidigen müßten. Darüber hinaus würden die USA Saudi-Arabien mehr Waffen und Nukleartechnologie verkaufen, mit denen das Königreich im Laufe der Zeit zur Atommacht aufsteigen könne. Darüber geht auch der Streit in der amerikanischen Öffentlichkeit. Manche argumentieren, dieses Abkommen sei lohnenswert, wenn es bedeutet, dass Saudi-Arabien und Israel diplomatische Beziehungen aufnehmen würden. Der Konflikt zwischen Israel und Saudi-Arabien werde entschärft, die Araber würden sich den USA annähern und wieder auf Distanz zu China und den BRICS gehen. Andere hingegen lehnen es ab, dass das US-Militär sich noch weiter militärisch im Mittleren Osten engagiert und das autoritäre Regime der Saudis aufrüstet und verteidigt. Schon gar nicht mit nuklearer Technologie.

Das vorgeschlagene Abkommen zwischen den USA und Saudi-Arabien sollte der krönende Abschluss von Donald Trumps „Abraham-Abkommen“ sein und zur Blaupause für alle wichtigen sunnitisch-muslimischen arabischen Ländern und Israel werden. Als Beispiel galt das Abkommen, das Netanjahu und Trump am 15. September 2020 mit Abdullah bin Zayed al-Nahyan von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet hatten. Die saudische Version des Abkommens sollte ausdrücklich die Verpflichtung der US-Regierung enthalten, jede Revolution niederzuschlagen, die zum Sturz der Familie Saud führen könnte. Die US-Regierung würde der Saud-Familie garantieren, dass sie nicht gestürzt wird, sondern das Land immer in ihrem Besitz bleibt. Es würde auch eine erneute Verpflichtung der Herrscherfamilie beinhalten, über einen Zeitraum von zehn Jahren Waffen aus amerikanischer Produktion im Wert von 350 Milliarden Dollar zu kaufen. So wie weiland der größte Waffendeal in der Geschichte von Trump 2018 ausgehandelt worden war.

Die Abraham-Verträge gewähren der israelischen Regierung Anerkennung, ohne dass sie verpflichtet wäre, eine Einigung mit den Palästinensern zu erzielen. Es handelt sich um Abkommen zwischen den sunnitischen arabischen Regierungen, die Israel diese offizielle Anerkennung gewähren und damit allerdings die schiitischen muslimischen Länder – Iran, Irak und Syrien – außen vor lassen, die sich noch aktiv für die Rechte der Palästinenser einsetzen. Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass Präsident Biden zu 100 Prozent hinter Trumps Abraham-Abkommen steht, ja diese fortführt.

Es ging also um die Rechte der Palästinenser, weshalb die Hamas am 7. Oktober angegriffen hat. Dies ist als letzter strategischer Schritt zu sehen, um die Saudis an der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens zu hindern. Der Plan von Trump, Biden und Netanjahu sah vor, dass die sunnitischen Länder Israel anerkennen sollten, ohne dass eine Einigung zwischen Israelis und Palästinensern erzielt worden wäre. Sie sollten dies tun, um den Amerikanern auf unabsehbare Zeit quasi als koloniale Vasallen zu dienen. Doch all das wird nun zu Staub zerfallen. Zudem werden die Saudis wahrscheinlich am Ende doch nicht die von den USA hergestellten Waffen im Wert von 350 Milliarden Dollar kaufen. Sie werden vielleicht viele Waffen kaufen, aber jetzt, wo die USA in allen islamischen Ländern so verhasst sind, wird die Wahrscheinlichkeit einer Revolution zum Sturz der Herrscher umso größer sein, je mehr diese Waffen aus Amerika stammen.

Trumps Plan für den Nahen Osten wird wahrscheinlich zu nichts Anderem führen als zum größten und zerstörerischsten Krieg im Nahen Osten, den es je gegeben hat, und möglicherweise sogar zum Dritten Weltkrieg, wenn Biden seine Drohungen wahr macht, den Iran – mit Israels Hilfe – zu vernichten und seine Unterstützer im Irak, in Syrien und im Libanon zu zerstören.

Ob Russland und/oder China dem Iran und seinen Verbündeten im Nahen Osten zu Hilfe kommen würden, wenn die USA und/oder Israel versuchen, sie zu vernichten, ist nicht bekannt, aber wenn es dazu kommt, wäre das der Dritte Weltkrieg. Allerdings haben vor allem China, Russland und weitere BRICS- und SOZ-Staaten seit Beginn der Kämpfe eine großangelegte diplomatische Offensive gestartet, die einen Krieg verhindern soll.

Auch wenn es nicht zum Krieg kommt, würde die fast universelle Abscheu der Staaten dieser Welt gegenüber dem, was Israel und Amerika ausgelöst haben, bedeuten, dass das „Amerikanische Jahrhundert“ auf jeden Fall schon vorbei wäre. Auf Seiten der USA, also des globalen Westen einschließlich der EU, blieben nur noch Pariah-Nationen. Der „Markenwert“ dieser Nationen bestünde nur noch darin, blinde Follower zu sein.

Verweis:
Wikipedia • Friedensvertrag zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten

 


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